Leben am Deich


Das Wohnhaus  des Leuchtfeuerwärters wurde nach der endgültigen Einstellung des Leuchtturmbetriebes 1920 und der Versetzung des Leuchfeuerwärters Koschmieder nach Norderney von dem Preuß. Wasserbauamt Emden für jährlich 200,- Reichsmark vermietet. (siehe auch hier)

In der Zeit von *** bis zum 12.05.1960 bewohnte die Familie Donker, mit drei Generationen vertreten (Großeltern, Eltern mit ihren fünf Kindern), das Haus.
 Die Donkers waren Wattfischer die mit Reusen auf Fischfang gingen und den Fang auf dem Wochenmarkt in Emden verkauften. Wann Fam. Donker in das Haus eingezogen ist, ist z.Zt. noch unklar. Fest steht, dass der Großvater Heinrich Donker früher in Borssum, in der Nähe von Emden gelegen, gelebt hat und mit dem letztem Leuchtfeuerwärter Koschmieder befreundet war. Als dieser Knall auf  Fall zum 1.1.1920 nach Norderney versetzt wurde, er aber auf dem Land des Leuchtfeuerwärterhauses eine kleine Landwirtschaft mit Tieren betrieb, war ein sofortiger Auszug schon allein deswegen nicht möglich. Zu vermuten ist, dass er zwar nach Norderney ging, um seinen Dienst zu versehen, der Wohnort im Leuchtfeuerwärterhaus am Pilsumer Leuchtturm noch eine Weile bestehen blieb. Auch ist es denkbar, dass er seinem Freund Heinrich Donker die Tiere und die Reste der Landwirtschaft verkaufte und dieser dann auch in das Wärterhaus einzog. Heinrich Donker hatte dann auch einen Schlüssel für den Leuchtturm, um dort nach dem Rechten zu sehen. Der  Leuchtturm ist nachweisbar bis 1945 innen unverändert geblieben. Die Otterschen-Blenden waren bis zu diesem Zeitpunkt noch vorhanden, genauso wie das Untergestell des Petroleumglühlichbrenners. Auch waren im Untergeschoss noch Schränke mit Leuchtturminventar und Gläser vorhanden. Der Großvater achtetet peinlich darauf, dass alles in Ordnung blieb und nichts wegkam.
1939 heirate der Sohn Hinderk Heinrich Donker seine Reemtdine. Die zwei bekamen fünf Kinder, drei Söhne und zwei Töchter. Alle Kinder sind auch im Leuchtturmwärterhaus geboren worden.
Das Leben im Leuchfeuerwärterhaus war nicht immer einfach. Es gab keinen Strom und kein fließendes Wasser. Die Wasserversorgung wurde, wie damals üblich, durch Regenwasser, das in Zisternen gesammelt wurde, sichergestellt. Brennmaterial wurde, wenn nichts anderes vorhanden war, von den Kindern am Strand gesammelt. Der Weg vom Leuchtturm in das nahe Dorf Pilsum führte über schmale Wege und einen kleinen Steg .
Da es zu der Zeit noch keine Entwässerung der Felder gab, stand die ganze Umgebung und auch der schmale Weg nach ausgiebigen Regenfällen unter Wasser. Häufig ist auch der Keller vollgelaufen. Die kleineren Kinder wurden dann vom Vater per Huckepack soweit getragen, bis der Weg nach Pilsum zur Schule wieder begehbar war. „ Es war nicht immer einfach, aber damals ging es nicht anders“ sagt Reemtdine Donker,  95 Jahre alt (im Jahre 2004) und älteste Bewohnerin von Pilsum. 21 Jahre hat sie im Leuchtfeuerwärterhaus gewohnt.
Für die Kinder war aber das Leben am Leuchtturm ein kleines Paradies. Für sie waren die schwierigen Lebensumstände nicht so gravierend, sie hatten dort einen fast unbegrenzten Lebens-.und Spielbereich.
Und natürlich wurde auch der Leuchtturm erschlossen. Durch das untere südliche Fenster, das nur mit einer angelehnten Blechplatte „verschlossen“ war, konnten sie jederzeit in das Innere des Leuchtturms.


Abb. unten links: Die Aufnahme von Hinderk Heinrich Donker ist etwa 1938 entstanden. Er steht, auf den ersten Blick auf das Foto, völlig normal da. Aber was ist mit dem Leuchtturm los? Steht er etwa schiefer als der Turm von Pisa bzw. Suurhusen?
Abb. unten rechts: nachdem das Foto am Horizont ausgerichtet wurde (waagerecht), erkennt man zwar eine Schieflage des Turms, die also auch damals schon vorhanden war (siehe hier), aber auch, dass Hinderk sich gegen den Sturm am Deich stellt und es deshalb so aussieht, als ob er senkrecht und kerzengerade auf dem Foto links stehen würde. Die Stärke des Sturmes kann man am flattern der Hose und am umgeklapptem Kragen der Jacke ablesen. Wer den Sturm am Deich kennt, kann dies sicher nachempfinden.

Die abgebildeten Fotos unten stammen aus dem Familienalbum der Fam. Donker.
Sie wurden etwa 1950-55 gemacht.

(v.l.n.r.: Jacob Donker, Heinrich Donker, Karl-Heinz Heinemann, Johann Donker)

(v.l.n.r.: Johann Donker, Karl-Heinz Heinemann, Heinrich Donker )

v.l.n.r.: NN, Johann Donker

v.l.n.r.: Johann Donker, Elsa Heinemann, Frau Boes, Karl-Heinz Heinemann, Heiko Boes